GWTF-Jahrestagung Berlin, 21. und 22. November 2008 Technology Assessment Reloaded? |
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Call for Papers (pdf) | Programm (pdf) | Abstracts (pdf) | Bilder und Präsentationen Technikfolgenabschätzung entwickelte sich als Ergänzung zur Technikentwicklung. Sie wurde zunächst als "Add-on" institutionalisiert und der Zusammenarbeit von Forschungslabors und Industrie durch die Politik aufgepfropft. Die Grundidee war, an der Labortür einen Filter einzubauen: Nur was die Umwelt und Sicherheit nicht gefährdet, sollte hinaus in die Welt gelangen. Gegenwärtig zeigt sich in der internationalen Diskussion wie auch bei großen F&E Programmen ein deutlich anderes Muster: Die Labortüren scheinen plötzlich aufzugehen, insbesondere im Bereich von Bio-, Nano-, Sicherheits- und IuKTechnologien. Technikfolgenabschätzung soll integraler Bestandteil des Forschungs- und Entwicklungsprozesses werden. Ist die Folgenabschätzung dabei, in den Kern vorzudringen? Wird sie dort mit Technikentwicklung verschmolzen? Und welche Herausforderungen für Selbstverständnis und Praxis der TA sind damit verbunden, sowohl für ihre Theorie und Methoden, für ihre die Institutionen wie auch für das Selbstbild der beteiligten Forscher/Experten/Berater? Hier möchte die Tagung ansetzen. Gerade die gegenwärtige Situation fordert allerdings das Nachdenken über ihren Nutzen wie auch ihre Nutzung heraus. Denn wie jeder Ausdifferenzierungserfolg hatte auch der Erfolg der TA seinen Preis. So führte die zunehmend professionalisierte Erzeugung von Wissen über die mögliche Folgen von Technik paradoxerweise zu einer zunehmenden Entfernung vom letztlich ingenieurialen Kern des Innovations- und Technikentwicklungsprozesses. Zudem entstand vor allem in Deutschland eine Kluft zwischen der TA und Technikgeneseforschung einerseits und den konstruktivistischen Ansätzen aus den Science and Technology Studies (STS) andererseits. Auch hat sich eine Differenzierung zwischen expertokratischen und partizipativen Ansätzen, zwischen der "instrumentellen" und der "diskursiven" TA herausgebildet. Die verfolgten Ziele und genutzten Methoden werden wechselseitig kaum wahrgenommen, geschweige aufeinander bezogen und kombiniert. In den letzten Jahren hat sich komplementär zu den technischen Entwicklungen besonders im IT-Bereich auch die politische und gesellschaftliche Nachfrage nach Ergebnissen dieser Forschung verstärkt, beispielsweise im Bereich des Datenschutzes. Zugleich hat sich auch die internationale Diskussion um Konzepte und Methoden der STS wie der TA weiter entwickelt. Gerade zwischen STS und TA scheint es neue Formen der wechselseitigen Wahrnehmung zu geben. Neue Angebote an Politik und Ingenieure jenseits der klassischen Trennung in Folgenfragen und reine Beobachtung werden formuliert. Wissen und Modelle aus den STS sollen für prospektive Technikgestaltung nutzbar gemacht werden. Dieser Trend scheint sich nicht zuletzt daraus zu speisen, dass sich die STS nicht länger als ein rein distanziert beobachtendes Forschungsprogramm definieren, sondern als eine interdisziplinäre und vor allem engagierte Unternehmung, die den Werten einer ‚echten Demokratie' verpflichtet ist und die aktive Gestaltung von Technik und Gesellschaft vorantreibt. Auf der Tagung sollen die Konturen dieser sich formierenden ‚neuen TA' vorgestellt und diskutiert werden, und zwar sowohl in konzeptioneller wie methodischer Hinsicht als auch an bereits bestehenden Erfahrungen und Forschungsergebnissen. Mögliche Fragestellungen sind: Auf welche Weise können Konzepte und Ergebnisse aus der rekonstruktiven Innovations- und Technikforschung für eine veränderte Theorie und Praxis der TA genutzt werden? Wie können die neuen TA-Programmatiken etwa "Constructive TA" oder "Real-time TA" konkretisiert und für den deutschsprachigen Kontext spezifiziert werden? Welche Ansätze gibt es, um aus der schmalen "human factors-Ecke" herauszukommen? Wie lassen sich TA-Verfahren in den Kern des Technikgestaltungsprozesses - das technische Design - integrieren? Wie lässt sich die Kluft zwischen expertokratischen und partizipativen Verfahren in einem breiteren Verständnis von TA überwinden? Welche veränderte Rolle ergibt sich für sozialwissenschaftliche Expertise und Beteiligung, wenn es nicht länger um die Identifikation von Technikfolgen, sondern um integrierte Technikgestaltung geht? Abstracts von ca. einer Seite erbeten bis zum 30.Juli 2008 an Martin Meister, TU Berlin (meister@ztg.tu-berlin.de) Organisation: Martin Meister, Leon Hempel, Cornelius Schubert, Jan-Peter Voß
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